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Bhagavad Gita – Klarheit inmitten des inneren Chaos

Aktualisiert: 15. Mai


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Was wir aus dem uralten Dialog zwischen Arjuna und Krishna für unsere Praxis (und unser Leben) lernen können

Es gibt Momente, in denen wir auf der Matte sitzen – und alles scheint zu wackeln. Die Haltung fühlt sich fremd an, der Atem stockt, die Gedanken kreisen.Wir fragen uns: Bin ich auf dem richtigen Weg? Mache ich genug? Oder mache ich alles falsch?

In solchen Momenten wirkt die Bhagavad Gita wie eine stille Erinnerung aus einer anderen Zeit – und gleichzeitig: wie eine Antwort auf genau das, was wir heute fühlen.


Die Gita ist kein Lehrbuch – sie ist ein Gespräch, ein Spiegel, eine Erinnerung

Die Bhagavad Gita gehört zu den zentralen Schriften der indischen Philosophie – zusammen mit den Veden, den Upanishaden und den Yoga-Sutras.Sie ist Teil des großen Epos Mahabharata, einem der umfangreichsten spirituell-philosophischen Werke der Menschheitsgeschichte.

Während die Veden als die ältesten heiligen Texte gelten und vor allem rituelles Wissen enthalten, richten sich die Upanishaden bereits stärker nach innen – sie fragen: Wer bin ich wirklich? Was ist das Selbst? Was ist das Göttliche in mir?

Die Bhagavad Gita knüpft daran an – aber sie geht einen Schritt weiter:Sie bringt das philosophische Wissen ins Leben. In die Entscheidung. In den Moment, in dem ein Mensch nicht mehr weiß, was richtig ist – und genau dort Klarheit sucht.


Der Ausgangspunkt: Ein Krieger, der nicht mehr kämpfen will

Die Gita ist kein trockener Lehrtext, sondern ein innerer Wendepunkt, in Form eines Dialogs.Arjuna, ein großer Krieger, soll in den Krieg ziehen – gegen Menschen, die ihm nahestehen. Er steht auf dem Wagen, mit zitternden Händen und schwerem Herzen. Er legt seinen Bogen nieder. Und verzweifelt.


An seiner Seite: Krishna, sein Wagenlenker. Doch Krishna ist nicht einfach nur ein Begleiter –er ist eine Inkarnation Vishnus, des Erhalters im hinduistischen Göttertrio:

  • Brahma – der Schöpfer

  • Vishnu – der Erhalter

  • Shiva – der Transformator


Krishna, als Vishnu, verkörpert die Kraft, die das Gleichgewicht wahrt – nicht durch Kontrolle, sondern durch Weisheit. In der Gita erscheint er als Lehrer, Begleiter, göttlicher Spiegel – und erinnert Arjuna an das, was größer ist als sein Zweifel: die Wahrheit über das Selbst.


Warum Krishna Arjuna nicht vom Kämpfen abhält

Wenn wir Yoga praktizieren, begegnen wir den Yamas und Niyamas, den ethischen Grundlagen des yogischen Lebens.An erster Stelle: Ahimsa, die Gewaltlosigkeit. Man könnte also meinen: Krishna müsste sagen „Lege die Waffen nieder.“

Aber er sagt das Gegenteil:„Du musst kämpfen.“


Das ist einer der kraftvollsten – und unbequemsten – Wendepunkte der spirituellen Literatur.Denn die Gita ruft uns nicht zur äußeren Gewalt auf.Sondern dazu, uns nicht länger vor unserem eigenen inneren Auftrag zu drücken.

Krishna sagt:

„Wirkliche Gewalt entsteht nicht nur durch Tun – sondern manchmal auch durch Wegsehen, durch Rückzug, durch Untätigkeit aus Angst.“

Arjuna zögert. Nicht aus Mitgefühl, sondern aus innerer Verwirrung.Krishna hilft ihm, diese Verwirrung zu durchdringen – nicht mit Dogmen, sondern mit Erinnerung:Wer bist du? Wofür bist du hier? Und was hindert dich, diesem Ruf zu folgen?


Was das für dich auf der Matte bedeutet

Auch wir stehen manchmal still, nicht aus Klarheit – sondern aus Vermeidung.Auch wir haben Angst, uns zu zeigen, Grenzen zu setzen, neue Wege zu gehen.

Auf der Matte zeigt sich das manchmal ganz leise:

  • Du weichst einer Haltung aus, weil sie dich konfrontiert.

  • Du bleibst in Bewegung, weil Stille dich nervös macht.

  • Du machst weiter, obwohl dein Inneres eigentlich nach Pause ruft.


Krishna erinnert: Nicht-Handeln kann genauso destruktiv sein wie blindes Handeln.Worum es geht, ist nicht Aktion oder Innehalten – sondern Bewusstheit.

Handle aus Klarheit – nicht aus Angst.


Du hast ein Recht auf dein Handeln – nicht auf das Ergebnis

Einer der bekanntesten Sätze aus der Gita lautet:

„Du hast ein Recht auf dein Handeln, aber nicht auf die Früchte deines Handelns.“(Bhagavad Gita 2.47)

Das heißt:Handle – aber klammere dich nicht daran, was dabei herauskommen muss.Übe – aber erwarte nicht, dass es immer leicht oder schön ist.Sei ehrlich – auch wenn das nicht sofort belohnt wird.

In der Yogapraxis heißt das: du übst nicht, um besser zu werden. Du übst, um wahrhaftig zu werden.


Was du aus der Gita mitnehmen kannst – in deine Praxis, in dein Leben

  1. Handle aus Wahrheit, nicht aus Angst.Die Haltung muss nicht perfekt sein – sie muss echt sein.

  2. Zweifel sind Teil des Weges.Wie Arjuna darfst du innehalten, Fragen stellen, zögern. Aber bleib nicht dort stehen.

  3. Verwechsle Frieden nicht mit Rückzug.Nicht jeder Konflikt ist Gewalt – manchmal ist Klarheit der größte Dienst an dir selbst.

  4. Lass das Ergebnis los.Deine Praxis ist ein Raum der Begegnung – nicht der Leistung.


Fazit: Die Bhagavad Gita ist kein ferner Text – sie ist ein Spiegel

Wenn du das nächste Mal auf deiner Matte sitzt und dich fragst, ob du genug bist, ob du „richtig“ übst –dann erinnere dich an Arjuna.Und an Krishna, der ihn nicht zum Rückzug auffordert, sondern zur Klarheit.


Vielleicht ist genau das Yoga:

Nicht, etwas zu erreichen – sondern still zu werden, um zu erkennen, was längst da ist.


Wenn du diese Themen vertiefen möchtest – komm gerne in deine nächste 1:1-Stunde bei Flowmotion Yoga nicht mit einem Ziel, sondern mit einer Frage.


Denn manchmal beginnt der Weg nicht mit einem Plan – sondern mit dem Mut, hinzuhören.


Namasté,

Jessica

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