Die Yamas & Niyamas – Der ethische Weg des Yoga
- Jessica Mertel
- 5. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Mai

Wenn wir heute von Yoga sprechen, meinen wir oft Asanas – die Körperübungen. Doch der eigentliche yogische Pfad ist viel umfassender. Er beginnt nicht auf der Matte, sondern im Alltag. Die Yamas und Niyamas bilden das Fundament dieses Weges – als ethische Orientierung und spirituelle Praxis.
Was sind Yamas und Niyamas?
Die Yamas und Niyamas sind die ersten beiden Glieder des achtgliedrigen Pfades (Ashtanga Marga) nach Patanjali – einer der zentralen Texte der Yoga-Philosophie. Sie bilden eine Art „innere Haltung“, die den Weg zu einem klaren Geist, einem friedlichen Leben und letztlich zur Selbstverwirklichung ebnen sollen.
Yamas: Der Umgang mit der Welt – wie wir uns gegenüber anderen verhalten
Niyamas: Der Umgang mit uns selbst – wie wir unsere innere Haltung kultivieren
Sie gelten unabhängig von Religion, Kultur oder spirituellem Hintergrund – als universelle Prinzipien für ein bewusstes Leben.
Die 5 Yamas – Deine Beziehung zur Welt
1. Ahimsa (Gewaltlosigkeit) Nicht nur im Handeln, sondern auch im Denken und Sprechen. Ahimsa bedeutet Mitgefühl, Rücksichtnahme und eine friedvolle Grundhaltung – nach außen und innen. Beispiel: Du sprichst dir selbst freundlich zu, auch wenn du einen Fehler gemacht hast.
2. Satya (Wahrhaftigkeit) Ehrlich sein – mit dir selbst und mit anderen. Satya lädt dazu ein, die eigene Wahrheit auszusprechen, ohne zu verletzen. Beispiel: Du sagst freundlich Nein zu einer Einladung, wenn du merkst, dass du Ruhe brauchst.
3. Asteya (Nicht-Stehlen) Nicht nehmen, was dir nicht gehört – auch keine Zeit oder Aufmerksamkeit. Asteya ruft zur Achtsamkeit auf, im Geben und Nehmen. Beispiel: Du nimmst dir bewusst nicht mehr Redezeit als nötig, damit andere auch gehört werden.
4. Brahmacharya (Maßhalten, bewusster Umgang mit Energie) Brahmacharya heißt nicht Verzicht, sondern bewusste Lenkung deiner Energie. Wofür willst du sie wirklich nutzen? Beispiel: Du gönnst dir eine digitale Pause, statt dich abends ziellos durch dein Handy zu scrollen.
5. Aparigraha (Nicht-Anhaften) Loslassen lernen – an Dingen, Erwartungen oder Besitz. Vertrauen, dass du genug hast und bist. Beispiel: Du gibst Kleidung weiter, die du nicht mehr trägst – mit Freude statt mit Bedauern.
Die 5 Niyamas – Deine Beziehung zu dir selbst
1. Shaucha (Reinheit) Klarheit im Körper, in Gedanken, im Umfeld. Reinheit schafft Raum für Präsenz. Beispiel: Du lüftest morgens dein Zimmer und startest mit einem Glas Wasser in den Tag.
2. Santosha (Zufriedenheit) Zufriedenheit mit dem Moment. Nicht immer mehr wollen, sondern das Jetzt annehmen. Beispiel: Du genießt deine Tasse Tee, ohne gleichzeitig auf dein Handy zu schauen.
3. Tapas (Disziplin, innere Glut) Die Bereitschaft, auch durch Widerstand zu gehen – mit innerem Feuer und Ziel. Beispiel: Du bleibst bei deiner Morgenpraxis, auch wenn du müde bist – weil du weißt, wie gut es dir danach geht.
4. Svadhyaya (Selbststudium) Sich selbst beobachten, verstehen, entwickeln – durch Reflexion, Meditation oder Lesen. Beispiel: Du nimmst dir abends 5 Minuten Zeit, um deinen Tag schriftlich zu reflektieren.
5. Ishvarapranidhana (Hingabe) Vertrauen in das Leben. Nicht alles kontrollieren. Loslassen, was nicht in deiner Hand liegt. Beispiel: Du atmest tief durch, wenn etwas nicht nach Plan läuft – und lässt die Dinge fließen.
Wie du Yamas & Niyamas in dein Leben integrieren kannst
Wähle jede Woche einen Aspekt und beobachte dich liebevoll darin (z. B. „Diese Woche lebe ich bewusstes Satya.“)
Notiere dir Gedanken, kleine Erfolge oder Herausforderungen
Lass die Yamas und Niyamas in deine Yogapraxis einfließen: Z. B. Ahimsa beim Umgang mit deinen Grenzen, Tapas im Dranbleiben an der Atmung
Tausche dich mit anderen darüber aus – gemeinsam geht’s leichter
Fazit: Yoga beginnt im Alltag
Die Yamas und Niyamas erinnern uns daran, dass Yoga nicht erst beginnt, wenn wir die Matte ausrollen – sondern in dem Moment, in dem wir achtsam leben. Sie sind keine Regeln, sondern liebevolle Wegweiser für ein Leben in Einklang mit uns selbst und der Welt.
Namasté, Jessica


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