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Die 3 häufigsten Blockaden – und wie du sie auf der Matte und im Leben lösen kannst



Wenn Menschen den Weg auf die Yogamatte finden, bringen sie nicht nur ihren Körper mit – sondern auch ihre Geschichten, Gewohnheiten, Denkweisen und unbewussten Schutzmechanismen. Yoga beginnt nicht erst mit der Bewegung – sondern mit der Entscheidung, sich sich selbst zuzuwenden.

Ob in Gesprächen, im eigenen Üben oder durch Beobachtung: Es lassen sich bestimmte innere Haltungen erkennen, die sich immer wieder in der Praxis widerspiegeln. Es sind nicht „Fehler“, sondern Ausdruck tieferer Muster. Dieser Artikel beschreibt drei dieser häufigen Blockaden – und lädt dich ein, sie als Wegweiser zu betrachten.

Denn was sich auf der Matte zeigt, wirkt weit über sie hinaus.



1. Der innere Antreiber: „Ich muss funktionieren“

Viele Menschen sind es gewohnt, zu leisten, durchzuhalten, sich selbst zu übergehen – bis der Körper irgendwann ein Gegensignal sendet: Verspannung, Erschöpfung, innere Unruhe. Was im Alltag oft mit Disziplin verwechselt wird, zeigt sich auf der Matte als chronische Anspannung.


In der Praxis zeigt sich das unter anderem so:

  • Bewegungen werden schnell und zielgerichtet ausgeführt, ohne echte Präsenz

  • Ruhepositionen werden als unangenehm oder „Zeitverschwendung“ empfunden

  • Der Atem bleibt flach oder wird kaum wahrgenommen

  • Pausen lösen innere Unruhe oder sogar Widerstand aus


Wer sich lange in einem „Funktionsmodus“ bewegt hat, kennt oft nur zwei Zustände: Vollgas oder Stillstand. Dazwischen fehlt etwas Entscheidendes – die Fähigkeit zur bewussten Selbstregulation.


Was hilft: Die Einladung zur Entschleunigung muss sanft und strukturiert erfolgen. Atemarbeit mit verlängertem Ausatmen, bewusstes Loslassen in erdende Positionen, und das bewusste Erleben von Stille – nicht als Leere, sondern als Raum. Es geht nicht darum, sofort „runterzukommen“, sondern sich selbst zu erlauben, nicht immer „on“ zu sein.


Übung: aus dem Leistungsmodus in die Erdung kommen

Wirkung: Diese Übung hilft, den „Funktionsmodus“ zu unterbrechen, den Parasympathikus (Ruhenerv) zu aktivieren und ein Gefühl von sicherer Erdung im Körper zu erzeugen.


So geht’s:

  • Lege dich in Rückenlage auf deine Matte.

  • Platziere ein gefaltetes Kissen oder Bolster unter die Knie, damit der untere Rücken entlastet wird.

  • Die Arme liegen entspannt seitlich, Handflächen nach oben.

  • Spüre das Gewicht deines Körpers Punkt für Punkt in die Erde sinken.

  • Stelle dir beim Ausatmen innerlich vor: „Ich lasse los. Ich muss gerade nichts leisten.“


Dauer: 8–10 Minuten. Der Atem darf ruhig und unkontrolliert fließen.


Tipp: Sag dem Körper innerlich: „Du darfst jetzt einfach nur sein.“ – das ist für viele ungewohnt, aber heilsam.

Der Körper darf weich werden – ohne sich schwach zu fühlen.


2. Der innere Perfektionist: „Ich will alles richtig machen“

Diese Blockade tarnt sich oft als Motivation. Doch unter dem Wunsch, Yoga korrekt und präzise auszuführen, liegt nicht selten die Angst, Fehler zu machen oder nicht zu genügen.


In der Praxis äußert sich das zum Beispiel so:

  • Ständiges Kontrollieren der Haltung oder der Ausrichtung

  • Unsicherheit bei freien Bewegungsphasen („Was soll ich jetzt tun?“)

  • Zurückhaltung bei geschlossenen Augen oder spontanen Impulsen

  • Fokus auf äußere Form statt auf inneres Erleben


Perfektion erzeugt Kontrolle – aber sie verhindert oft Verbindung. Wer ständig versucht, alles „richtig“ zu machen, verpasst die Erfahrung von Authentizität und Eigenwahrnehmung.


Was hilft: Spielerische Sequenzen, in denen es kein Richtig oder Falsch gibt. Bewegungen mit geschlossenen Augen. Das bewusste Zulassen von kleinen „Fehlern“, um dem Körper wieder Vertrauen zu schenken. Die klare Botschaft: Du darfst dich zeigen – auch wenn es nicht perfekt aussieht.


Übung: raus aus dem Kopf, rein in die Intuition

Wirkung: Diese Übung stärkt die Selbstwahrnehmung, fördert Vertrauen in die eigene Bewegung und löst die ständige Selbstkontrolle.


So geht’s:

  • Komme in einen Vierfüßlerstand auf deiner Matte.

  • Schließe die Augen. Beginne, dich in deinem eigenen Rhythmus zu bewegen – ohne Vorgabe.

  • Kreise deine Hüften, rolle dich ein, strecke dich, finde deinen Flow.

  • Atme hörbar und lasse den Atem die Bewegung führen.

  • Erlaube dir alles, was sich gut anfühlt – egal wie es aussieht.


Dauer: 3–5 Minuten, danach nachspüren im Sitzen oder Liegen.


Tipp: Wenn der Gedanke „Mache ich das richtig?“ auftaucht – bemerke ihn, aber folge ihm nicht.

Es geht nicht darum, wie es aussieht – sondern wie es sich anfühlt.


3. Die Abgespaltenheit: „Ich spüre mich nicht“

Manche Menschen kommen auf die Matte – und merken, dass sie gar nicht richtig „da“ sind. Der Körper bewegt sich, die Form ist korrekt – aber innen bleibt es leer. Emotionen tauchen nur vage auf, Berührung mit dem Inneren scheint nicht möglich oder sogar beängstigend.


Diese Blockade ist oft die Folge eines Nervensystems, das sich selbst schützt. Nach langem Stress, seelischer Überforderung oder tiefer Erschöpfung zieht sich das System zurück – und trennt Empfindung ab, um zu überleben.


In der Praxis zeigt sich das durch:

  • Fehlenden Zugang zur Atmung

  • Kaum spürbare Körpersignale (z. B. kein Gefühl für Erdung oder Ausrichtung)

  • Emotionale Taubheit oder diffuse Anspannung

  • Mechanisches Ausführen von Bewegungen


Was hilft: Zunächst einmal: Zeit. Und ein sicherer Raum, in dem du nichts leisten musst. Mikrobewegungen, somatische Übungen, Fokus auf Kontaktpunkte mit dem Boden, bewusste Körpergrenzen – all das kann helfen, sich Stück für Stück wieder zu spüren. Hier ist weniger mehr.


Übung: zurück in den Körper finden

Wirkung: Diese einfache, aber kraftvolle Übung bringt dich aus dem Kopf zurück ins Körperempfinden. Sie aktiviert das kinästhetische Spüren und schafft eine neue Verbindung zum Inneren.


So geht’s:

  • Lege dich in Bauchlage auf die Matte, Stirn auf den Händen oder einem kleinen Kissen.

  • Spüre die Punkte, die den Boden berühren: Fußrücken, Oberschenkel, Becken, Bauch, Brust, Stirn, Arme.

  • Nimm diese Punkte einzeln wahr – ohne sie zu verändern.

  • Lass den Atem durch den Kontaktpunkt „Bauch“ spürbar werden.


Dauer: 5 Minuten und bleibe neugierig: Wie fühlt sich Kontakt an?


Tipp: Du kannst dir innerlich sagen: „Ich bin hier. Ich spüre.“ – ohne Erwartung.

Verbindung entsteht nicht durch Leistung, sondern durch Sicherheit.


Diese drei Blockaden sind keine Schwächen. Sie sind Spuren deiner bisherigen Erfahrungen – und sie verdienen Respekt. Yoga in 1:1-Begleitung bedeutet nicht, etwas „wegzumachen“, sondern dich mit genau diesen Mustern achtsam auseinanderzusetzen.

Die Matte ist kein Ort der Selbstoptimierung. Sie ist ein Ort der Rückkehr – zu deinem Körper, deinem Atem, deiner inneren Stimme. Und manchmal beginnt genau dort echte Veränderung.


Wenn du spürst, dass dich etwas in diesen Zeilen berührt hat – dann nimm es ernst. Nicht mit Druck, sondern mit Freundlichkeit. Vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment, wieder in Kontakt mit dir selbst zu treten.


Namasté,

Jessica

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